Vielen Dank,
Tierfreund für die ausführliche Antwort.
Ich werde es mit den genannten Vorschlägen auf jeden Fall probieren und auch gleich noch den anderen Beitrag durchlesen.
Naja sie verhält sich nicht bei allen Menschen so. Es ist glatt als ob sie Sympathien und Antisympathien hätte. So erduldet sie den Besuch meines besten Freundes zum Beispiel sogar indem sie sich direkt neben ihn auf's Sofa legt und sich streicheln lässt.
Bei anderen Besuchern, die sie aber auch häufiger sieht. braucht sie jedes Mal erst wieder eine Zeit der Eingewöhnung ehe sie ihn akzeptieren kann...
Sie legt sich dann zuerst in ein anderes Zimmer, kommt aber später auch ins WOhnzimmer und legt sich auf ihre Decke. Dabei hat sie den Besuch stets im Blick und schrekct auf sobald der Besuch sich bewegt oder irgendein Geräusch /zum Beispiel räuspern) macht.
In der Stadt zieht sie an der Leine grundsätzlich. Beim Spazierengehen ist dem nicht so. Selbst wenn uns (erwachsene!) Menschen entgegen kommen.
Wenn sie ohne Leine an solchen Menschen vorbei gehen soll, hat sie damit auch kein Problem und macht manchmal sogar einige Schritte auf die Spaziergänger zu. Wenn diese sich dann dem Hund widmen (sie ansprechen, sich bücken und die Hand ausstrecken, etc.) scheut sie zurück und läuft schnell weg.
Vor Autos, Rädern, Joggern, etc. hat sie gar keine Angst. Anfangs wollte sie da sogar immer hihnterherwetzen, jedoch kann ich sie davon mittlerweile IMMER mit einem nein und einer folgenden Belohnung abbringen.
Am schlimmsten ist die Angst wie gesagt bei Kindern. Wenn diese zu Besuch kommen verzieht sie sich in die kleinste Ecke die sie finden kann und kommt nicht heraus, bis der Besuch weg ist.
Wenn wir jedoch spazieren gehen und Kinder dabei sind, ist das völlig ok...
Ansonsten hat sie noch Angst vor lauten, knallenden Geräuschen...aber daran arbeiten wir erfolgreich im Gegensatz zu ihrer Menschenangst.
Gewitter macht ihr beispielsweise gar nichts mehr aus, nachdem ich erst immer das Fenster öffnete, wenn es donnerte, mich anschlie0ßend mit ihr raus wagte, wenn das Gewitter noch entfernt war und Stück für Stück mit ihr geübt habe.
Achja: sie ist jetzt 6,5 Monate alt.
Wie alt ist deine Hündin jetzt? Hat sie sonst noch vor etwas Angst, das vielleicht nicht unmittelbar mit Menschen zusammenhängt? Autos, Busse, geschlossene Räume? Etwas anderes vielleicht? Wie verhält sie sich denn bei fremden Menschen im Park, oder irgendwo im Wald? Jogger, Radfahrer? Wie verhälst du dich denn, wenn sie derart ängstlich auf andere Menschen, Kinder etc. reagiert?
"ich habe schon bei einigen meiner Hunde zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat eine "Fremdel-Phase" wie bei Menschenbabys feststellen können.."
Fachleute sind sich darüber noch nicht einig, ob es diese Angstphasen tatsächlich gibt. Ich habe aber bis jetzt, gleiche Beobachtung gemacht wie Du: Es gibt diese "Angstphasen" auch beim Hund. Einig darüber, wann genau diese stattfinden ist man sich meines Wissens aber auch nicht. So gibt es Fachleute, die meinen die erste Angstphase durchliefe der Hund im Alter von 8-10 Wochen und im Alter von 17-21 Wochen, einige meinen ab der 12- 21 Woche, andere meinen nur während der Sozialisierungsphase, andere meinen, es käme noch eine dritte und vierte Angstphase hinzu.
"bei meiner jetzigen Hündin ist es allerdings so, dass diese Phase schon seit fast 3 Monaten mal mehr mal weniger anhält und sich ihr ängstliches Verhalten Menschen gegenüber nicht legt."
Du weißt ja nicht, ob es sich tatsächlich um die Angstphase handelt, oder ob das schon ein mehr oder weniger endgültiges Charakteristikum ist. Ich halte es, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie offenbar von dir entsprechend auf Menschen, Stadttrubel, Kinder usw. sozialisiert und geprägt wurde, für wahrscheinlich, dass sie tatsächlich negative Erfahrungen mit Kindern und anderen Menschen gemacht hat. Evtl. nicht in deinem Beisein, vielleicht am Gartenzaun oder beim Spaziergang, als du nicht hinschautest, wenns da die Möglichkeit gäbe. Evtl. reichen da schon kleine Sachen aus, wie eine Vorrednerin schrieb, laut knallende Autotür, starker Verkehr, laute Menschen, schreiende Kinder, vielleicht empfindet sie das allgemein als unangenehm. Deshalb ist es auch so wichtig, alles möglichst positiv zu verknüpfen, Leckerchen, Spiel, Streicheln, Lobende Worte usw.
Nichts desto Trotz musst du dem natürlich entgegensteuern, keine Frage.
Sie scheint wirklich Angst zu haben. Besonders was du im Hinblick auf Kinder und Stadt beschreibst,... Sie will da einfach nur weg.
Ich würde ganz von vorn anfangen. In winzig kleinen Intervallen. Erst in der Nähe der Stadt mit reizarmer Umgebung, ein paar Autos höchstens, ein Fahrradfahrer irgendwo. Verhält sie sich ruhig LOBEN. Unbedingt und für alles loben, ob mit Leckerchen, einer Streicheleinheit, mit lobenden Worten, einem Wurf ihres Spieleugs oder einem Clicker (vielleicht wäre das auch eine Option für dich). Sie muss in ihrem Verhalten, falls dies wünschenswert ist, bestärkt werden. Siehst du irgendwo ein Kind oder einen fremden Menschen auf dich zu latschen, dann würde ich in dieser Phase lieber noch umkehren, oder Richtungswechsel. Mach das einige Male für wenige Minuten. Dann steigere die Minuten. Dann geh mit ihr in dichter befahrene Straßen. Verhält sie sich ruhig, LOBEN. Reagiert sie ängstlich, geh nochmal zum letzten Schritt zurück und wieder langsam steigern. Und immer so weiter in die nächste Etappe. Von Reizarm bis Reizstark, aber das wird sicher noch dauern. Wichtig ist, es nicht zu übertreiben und nicht zu lange zu üben. Verknüpf alles positiv für sie, es muss ihr anfangen Spaß zu machen. Spaß macht es ihr, wenn es lohnend für sie ist. Mit Leckerchen, hast du gesagt, klappt nicht. Welche Leckerchen nimmst du? Hast du es mal mit gekochtem Hühnchen, Käse, Fisch probiert? Oder mit Pansen? Blättermagen? Jeder Hund hat seinen Preis Ansonsten gibt es auch Hunde, für die ein tolles Spiel viel schöner ist. Fordere sie zum Spiel auf (jetzt nicht unbedingt in der Stadt, sieht nämlich bescheuert aus), klatsch in die Hände, lauf ein paar Schritte, in die Richtung in die sie kommen soll, spring ein paar Mal hin und her, lache, rufe ihren Namen usw. Vielen Hunden macht das Spaß. Du musst herumexperimentieren, was für deinen Hund das schönste ist.
Da fällt mir ein, ähnliches kannst du auch in Ginas Thread zur Problematik mit ihrer Hündin nachlesen, dort habe ich auch meinen Vorschlag genannt, etwas ausführlicher, lies dir die Antworten mal durch, sonst wiederhol ich mich ständig . So in etwa würde ich es auch bei deiner Hündin machen.
Wegen dem Besuch: An sich finde ich das Ignorieren und das Leckerchen schmeißen richtig, sofern sie sich in dem Moment auch wünschenswert verhält. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Dazu später mehr.
Ach so: Und beschreibe doch bitte einmal noch ein bisschen präziser ihr Verhalten bei Besuch und bei Kindern. Wie sind ihre Ohren? Rutenstellung? Lefzen? Körperhaltung, nach vorne geneigt oder nach hinten? Gähnt sie? Beobachte sie mal.
Gut ist, was du beschrieben hast, einen anderen Hund (Aber Achtung, der Hund sollte wirklich gut sozialisiert sein, sonst guckt sie sich evtl. noch das schlechte Verhalten ab oder wird in ihrem noch bestärkt!) mitzunehmen. Das gibt vielen unsicheren oder ängstlichen Hunden mehr Souveränität. Das solltest du öfters mal machen, aber nicht immer. Sinn ist ja nicht, dass sie ohne den anderen Hund garnicht mehr will.
Ich kann dir übrigens ein tolles Buch zum Thema "Angst beim Hund" empfehlen, nämlich "der ängstliche Hund" von Nicole Wilde. Praktisch und theoretisch sehr ausgewogen und auch hilfreich.
Super übrigens, dass du Gewalt ablehnst, das ist leider noch keine Selbstverständlichkeit, wie ich oftmals erfahren durfte. Das sollte generell und bei jedem Hund, bei einem ängstlichen Hund aber in besonderem Maße, unterlassen werden.